Synoptische Übersicht Mittelfrist - täglich mittags

syn Vorhersage

Synoptische Uebersicht - Mittelfrist

T ausgegeben am Donnerstag, den 11.12.2025 um 10.30 UTC
Mittelmist statt Mittelfrist - extrem ereignisarmer, über weite Strecken überdurchschnittlich temperierter Witterungsabschnitt.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 18.12.2025 Um es gleich mal vorwegzunehmen: Das, was sich bis weit in die nächste Woche - wir reden hier von der unmittelbaren Vorweihnachtswoche - in Mitteleuropa respektive Deutschland atmosphärisch abspielt, ist ein einziger Jammer. Langeweile und Tristesse in Reinform, keine Dynamik, kein Schmackes, kein Pep und vor allem - kein WINTER! Die Synoptischen Übersichten der nächsten Tage, egal ob kurz- oder mittelfristig, drohen zu absoluten Ladenhütern und einer Qual für die tapferen Verfasser zu werden. Kein Wunder also, dass sich die Dienstleitung ernsthafte Gedanken darüber macht, Mitarbeiter der Vorhersagezentrale für einige Tage in den Zwangsurlaub zu schicken, um Überstunden abzubauen - nee Spaß, so weit kommt´s dann doch nicht. Also gut, machen wir das Beste draus und tauchen ein in eine Materie, die zäh ist wie Offenbacher Leder. Jetzt schon mal Glückwunsch und ein herzliches Dankeschön an jeden, der an dieser Stelle weiterliest. Alternativ könnte man sich ja auch an den zahlreichen Spökenkiekereien klickzahlengeiler Konjunktivmeteorologen ergötzen, aber nun. Einsteigen tun wir am kommenden Sonntag dem dritten Advent, der geprägt ist von einem breiten Höhenrücken, welcher weite Teile Mitteleuropas überdeckt und mit einem umfangreichen Bodenhoch korrespondiert. Tiefdruckgebiete gibt es zwar auch auf der Wetterkarte, teilweise sogar sehr prominent und ausgeprägt, doch befinden die sich zu weit weg, um bei uns einen nennenswerten oder sagen wir direkten Impact zu generieren. Einzig dem äußersten Norden kann man mit etwas Wohlwollen eine periphere Frontalzonenrandlage attestieren mit etwas Wind und vielleicht! ein paar Tropfen Regen. Ansonsten bestimmt das übliche Grundschichtgedöns den Tages- und Nachtablauf mit dem ersten Grundgesetz winterlicher Hochdrucklagen "oben hui, unten pfui", übersetzt, unten Nebel/Hochnebel, oben Sonne.
Zu Beginn der neuen Woche, am Montag und Dienstag, wiederholt sich ein Muster, das wir gefühlt schon seit einigen Wochen beobachten. Der omnipräsente Trog über dem nahen Atlantik wird mit Kaltluft gefüttert, wodurch er seine
 Amplitude vergrößert, seine Wellenlänge hingegen verkürzt.
 Am Ende (Wochenmitte) steht dann der unweigerliche Cut-Off an, man kennt´s. Zuvor wird quasi als downstream development unser Rücken gestaucht bzw. amplifiziert, wobei er sich genau wie das Bodenhoch auch nach Osten verlagert. Für den Vorhersageraum resultiert daraus vorübergehend eine antizyklonale Südwest- bis Südlage (S/SWa), bei der der südliche Wind wenigstens ein bisschen anspringt. Das hat den Vorteil, dass die graue Grundschichtpampe zumindest in Teilen etwas durchgequirlt wird. Profiteure sind neben den vom Quirl nicht abhängigen Hochlagen insbesondere die Areale im Lee der Mittelgebirge und der Alpen, die in den Genuss von Sonnenschein kommen. Schon am Mittwoch fächert der Gradient wieder auf, so dass zu befürchten ist, dass Nebel und Hochnebel erneut zunehmen. Hinzu kommt die Tatsache, dass uns das Residuum des abgetropften Troges mit einigen Wolkenfeldern (zu mehr reicht´s wahrscheinlich nicht) erreicht.
 
 Am Donnerstag
gelangen wir dann erneut auf die Vorderseite eines weiteren Troges über dem Ostatlantik, der mit einem wuchtigen Sturmtief süd-südwestlich von Island zusammenarbeitet. Das zugehörige Frontensystem könnte dann zum Freitag voraussichtlich vollokkludiert mit Hilfe eines aus dem Haupttrog herauslaufenden Sekundärtrogs Deutschland erreichen, was zumindest mal etwas Abwechslung in Form von Regen bedeuten würde. Zugegeben, Konjunktiv. Abschließend noch ein paar Takte zu den Temperaturen, die sich im gesamten Mittelfristzeitraum im milden bis sehr milden Bereich bewegen. Einzig im Südosten koppelt sich mal eine etwas kältere, aber mitnichten wirklich kalte Grundschicht von der durchweg höhenmilden Luft ab. Der Süden und Südosten sind es auch, wo die Nachttemperatur am ehesten in den leichten Frostbereich zurückgeht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole. Die Großwetterlage ist und bleibt bis mindestens Ende nächster Woche ein einziger Langweiler. Kein Winter, keine Dynamik, keine Abwechslung, kein Esprit - nix, nothing, nada. Da muss man fast schon sagen LEIDER, leider bleiben sich die Modelle treu, meint, weisen eine hohe Konsistenz auf. Kleine Unschärfen oder Unterschiede ändern rein gar nichts am drögen Witterungscharakter: wenig Regen, wenig Wind, wenig Frost, überwiegend mild bis sehr mild.

Vergleich mit anderen globalen Modellen
Wie zuvor bereits angedeutet, haben auch andere etablierte Globalmodelle wie ICON, GFS, GEM und UK10 keine brauchbaren Ideen, wie man diese undynamisch monotone Wetterlage knacken und in einigermaßen akzeptable Abläufe transferieren könnte. Die Modelle unterscheiden sich nur geringfügig (z.B. leichte Phasenverschiebungen beim Trogresiduum am Mittwoch oder Timing-/Positionsunschärfen bei der Front am Freitag), substanziell abweichende Szenarien werden nicht feilgeboten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte sind für alle Fans winterlicher Wetterabläufe No-Go-Grafiken. Mild und weitgehend niederschlagsfrei lautet die eindeutige Botschaft. Nicht mal einen einzigen, aus der Schar der Winterverweigerer herauslaufenden Eigenbrötler gönnt uns die Statistik. Auch die Tatsache, dass sowohl bei der 850-hPa-Temperatur als auch beim Geopotenzial 500 hPa zum vierten Adventswochenende hin ein leichter Abwärtstrend erkennbar ist (bei zugegeben zunehmender Streuung), stimmt nicht wirklich hoffnungsfroh. Was nutzt es, wenn eine Portion maritimer Kaltluft den Weg zu uns finden würde, die zuvor beim Überstreichen der überdurchschnittlich temperierten Meeresoberflächen aber soweit erwärmt wird, dass ihre Winterwirkung gänzlich verpufft. Der Blick auf die IFS-EPS-Cluster macht die Sache nicht besser. Die drei Cluster des ersten Zeitfensters (T+72...96h, Sonntag/Montag) können wir geflissentlich in den Skat drücken. Danach (T+120...168h, Dienstag bis Donnerstag) erhöht sich die Zahl der Cluster auf sechs, die aber keine wirkliche Alternative zur auf Basis des Hauptlaufs beschriebenen Entwicklung darstellen. Die Muster fallen sehr ähnlich aus und zeigen alle den abtropfenden Trog sowie den etwas ostwärts wandernden Rücken.
 Von Freitag bis Sonntag (T+192...240h) geht es wieder zurück auf drei Fenster, in denen CL 1+3 (34 Fälle + HRES) eine weitgehend antizyklonale Süd-Südwestlage zeichnen (Klimaregime "Blockierung"). CL 2 (17 Fälle) sieht uns am rechten Ausgang der sich über dem Atlantik etablierenden Frontalzone, was an Ww (Winkelwest) erinnert (Klimaregime "NAO+"). FAZIT: Sollte man aus Protest eigentlich ausfallen lassen. Nun gut, machen wir´s kurz. Die Botschaft der gesamten Numerik ist eindeutig: kein Winter, keine Dynamik, keine Abwechslung, stattdessen meteorologisches Niemandsland mit viel Grenzschichtgedöns. Voila!

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen Es ist evident, dass vor dem Hintergrund der beschriebenen Rahmenbedingungen auf dem Sektor signifikanter Wettererscheinungen nichts zu holen ist. Dass vor allem am Sonntag der Südwestwind an der Nordsee auf schleswig-holsteinischer Seite in Böen mal stürmisch aufbrisen kann (Stärke 8 Bft), reißt niemanden ernsthaft vom Hocker. Gleiches gilt für den Brocken, der sich über weite Strecken der Mittelfrist ohnehin handzahm gibt. Basis für Mittelfristvorhersage IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

Datenbasis : Deutscher Wetterdienst - Text ungekuerzt

Übersicht - Mittelfrist

Die Synoptische Übersicht - Mittelfrist zeigt auf der Grundlage der verschiedenen Modellrechnungen die Einschätzung und Entwicklung des Wetterverlaufs für den  Zeitraum 3. bis 7. Folgetag.
Erläuterungen zum Aufbau des Berichtes sowie die Bedeutung der speziellen Begriffe und Abkürzungen finden Sie hier 
 
     open  Aufbau und Erklärungen