Synoptische Übersicht Mittelfrist - täglich mittags

syn Vorhersage

Synoptische Uebersicht - Mittelfrist

T ausgegeben am Mittwoch, den 10.12.2025 um 10.30 UTC
Unspektakuläre Hochdruckrandlage: Im Norden und Westen leicht unbeständig und mild, im Südosten meist störungsfrei, aber etwas kühler und gebietsweise Nachtfrost.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 17.12.2025 Während sich über dem mittleren Nordatlantik -getriggert durch Kaltluftvorstöße in den Nordosten der USA bzw. nach Ostkanada - Sturm- und im weiteren Verlauf auch Orkantiefs die Klinke in die Hand geben, steht hierzulande bis in die erweiterte Mittelfrist ein weitgehend langweiliger und überwiegend milder Witterungsabschnitt ins Haus. Markante oder gar winterliche Wettererscheinungen sind bis auf Weiteres Fehlanzeige. So auch zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Samstag: Ein Vorstoß kanadischer Kaltluft (unter -40 Grad in 500 hPa) über Neufundland Richtung mittlerer Nordatlantik triggert eine markante Zyklogenese über dem Seegebiet südwestlich von Island. Zwischen 00 und 18 UTC
entwickelt sich nach Lesart des IFS aus einer Frontalwelle (ca. 980 hPa Kerndruck) ein veritables Orkantief mit einer Kernisobare von 950 hPa südsüdwestlich von Island. Somit sind die Eigenschaften einer rapiden Zyklogenese (mind. 24 hPa Druckfall innerhalb von 24 Stunden) erfüllt. Der Trogvorstoß schiebt dabei einen "Warmluftberg" in Form eines Höhenrückens vor sich her, der sich über dem nahen Ostatlantik bzw. Westeuropa aufwölbt und im Laufe der Nacht zum Sonntag Richtung Norwegische See und Mitteleuropa vordringt. Vorlaufend wird im Rahmen eines klassischen Downstream Development ein flacher, sich im Lee des Norwegischen Küstengebirges vorübergehend etwas verstärkender Höhentrog von der Nordsee über Südskandinavien und Mitteleuropa bis zur Nacht zum Sonntag rasch südostwärts geführt. Dieser interagiert wiederum mit dem Frontensystem eines Tiefs nordöstlich von Island, wobei sich über dem Skagerrak ein Teiltief bildet, das in der Nacht zum Sonntag zur mittleren Ostsee zieht. Dessen Kaltfront streift mit leichten, kaum nennenswerten Regenfällen zumindest den Norden und Osten Deutschlands, gerät aber rasch in den Einflussbereich einer durch den Rücken gestützten und sich verstärkenden Hochdruckzone, die von den Azoren über Frankreich und Süddeutschland bis nach Südosteuropa reicht, und löst sich auf. Postfrontal gelangt maritim erwärmte Subpolarluft (knapp unter 0 Grad in 850 hPa) in den Norden und die Mitte des Vorhersagegebietes, während über Süddeutschland oberhalb der kühlen Grundschicht die mildere Luftmasse nur langsam verdrängt wird und sich die 850 hPa-Temperaturen noch im positiven Bereich bewegen.
 
 Am Sonntag
bzw. in der Nacht zum Montag hat das Orkantief den Höhepunkt seiner Entwicklung überschritten, beginnt sich langsam aufzufüllen und verlagert sich zunächst ost-, später nordwärts zur Grönlandsee. Dessen Warmfront überquert Skandinavien rasch nordostwärts und streift dabei noch das nördliche Mitteleuropa und somit auch den Nordwesten Deutschlands mit dichten Wolkenfeldern, vor allem nach Lesart des GFS eventuell auch noch mit leichten, nicht weiter nennenswerten Niederschlägen. Die Kaltfront gerät über der Nordsee ins Schleifen und greift zunächst nicht auf das Vorhersagegebiet über. Insgesamt zieht sich die Hochdruckzone nach Südosten zurück, bleibt aber über Süddeutschland robust, so dass sich vor allem im Nordwesten der Gradient verschärft und es zumindest im Nordseeumfeld steife, eventuell sogar stürmische Böen (nur GFS) aus Südwest gibt.
 Von Südwesten verstärkt sich wieder die Advektion milder Luftmassen, wobei innerhalb der kalten Grundschicht über dem Südosten des Landes die Maxima gebietsweise unter 5 Grad bleiben, örtlich kann sich dort in den Niederungen auch beständiger Nebel/Hochnebel halten, dann werden die 0 Grad kaum überschritten. In höheren Lagen der Mittelgebirge sowie an den Alpen scheint dagegen häufiger die Sonne und es wird deutlich milder, ebenso im Nordwesten mit Höchstwerten um 10 Grad.
 
 Am Montag
entwickelt sich entlang der schleifenden Front über Norwegen ein Teiltief und zieht über die mittlere Ostsee nach Finnland. Die Kaltfront kann eventuell noch mit unergiebigen Niederschlägen den äußersten Norden/Nordwesten Deutschlands streifen, geht dann aber bereits über in die Warmfront einer weiteren Frontalwelle, die sich über dem nahen Ostatlantik rasch zu einem kleinräumigen Sturmtief entwickelt und in der Nacht zum Dienstag ins Seegebiet nordöstlich von Schottland zieht. Zumindest im Nordseeumfeld sind noch steife Böen aus Südwest möglich, auf dem Brocken eventuell auch Sturmböen. Der zugehörige Höhentrog erreicht den nahen Ostatlantik, wird aber durch den sich über Süd- und Mitteleuropa verstärkenden Höhenrücken blockiert, der seinerseits nur langsam ostwärts vorankommt. Somit stellt sich über dem Vorhersagegebiet eine schwache, überwiegend antizyklonal konturierte südwestliche Höhenströmung ein. Im Bodenfeld zieht sich die Hochdruckzone über dem Südosten Deutschlands weiter nach Osten zurück, bleibt aber dennoch dominant. Mit etwas aufsteilender südsüdwestlicher Grundströmung gelangt niedertroposphärisch weiterhin milde bis sehr milde Luft ins Vorhersagegebiet, wobei sich in den Niederungen im Südosten bodennah Kaltluft hält, teilweise auch beständiger Nebel/Hochnebel. Vor allem an den Alpen, in höheren Lagen der Mittelgebirge sowie an deren Nordrändern scheint aber oft die Sonne und es wird sehr mild. Nachts gibt es im Südosten vielerorts leichten Frost.
 
 Am Dienstag
überquert der Höhentrog die Britischen Inseln und greift ausgangs der Nacht zum Mittwoch auch auf den Nordwesten Deutschlands bzw. Benelux über, verliert aber aufgrund einer weiteren Orkantiefentwicklung über dem mittleren Nordatlantik (Kerndruck in der Nacht zum Mittwoch nahe 930 hPa!!) und vorderseitiger kräftiger WLA über Westeuropa an Substanz und Wellenlänge. Das korrespondierende Bodentief zieht über die Norwegische See nordnordostwärts und beginnt sich aufzufüllen, die Kaltfront greift von Nordwesten her auf Deutschland über, bei deutlichem Druckanstieg - gestützt durch einen Westeuropa langsam überquerenden Höhenrücken - weist sie aber im Bereich einer sich über Süddeutschland neu aufbauenden Hochdruckzone deutliche Auflösungstendenzen auf. Zumindest nach Lesart des IFS und des GFS werden keine nennenswerten Niederschläge mehr simuliert. Insgesamt bleibt die Advektion milder Meeresluftmassen vor allem in den Norden und die Mitte des Landes erhalten, im Südosten wird die bodennahe kühlere Luft nach wie vor kaum ausgeräumt. An den Temperaturen ändert sich somit nur wenig.
 
 Am Mittwoch
zieht unser Orkantief langsam Richtung Island und füllt sich zunächst kaum auf. Der vorgelagerte, durch kräftige WLA gestützte Höhenrücken greift auf Südwest-, Mitteleuropa und Skandinavien über und stützt eine langgestreckte Hochdruckzone, die von der Iberischen Halbinsel über den Alpenraum bzw. Süd- und Südostdeutschland bis weit nach Osteuropa reicht und sich sogar noch etwas verstärken kann. Diese blockiert wiederum das Frontensystem des Orkantiefs, die Kaltfront gerät über der Nordsee ins Schleifen und beeinflusst wohl erst in der Nacht zum Donnerstag den äußersten Nordwesten Deutschlands mit leichten Niederschlägen sowie in Böen steifen bis stürmischen Südwestwind über der Deutschen Bucht. Sonst bleibt es trocken und im Süden und Südosten muss erneut vielerorts mit leichtem Frost bzw. Nebel gerechnet werden. In der erweiterten Mittelfrist zieht sich der Höhenrücken langsam Richtung Osteuropa und Skandinavien zurück, wirkt aber nach Lesart des IFS nach wie vor blockierend. Somit greift zwar erneut ein markanter Höhentrog auf Westeuropa über, kommt aber nur sehr zögerlich ostwärts voran, so dass sich hierzulande eine zunächst eher antizyklonal konturierte süd- bis südwestliche Höhenströmung einstellt. Ob diese im Verlauf dann zyklonaler aufgestellt ist und Frontensysteme auch auf Mitteleuropa übergreifen können, ist unklar. Quasi sichergestellt ist jedoch die Advektion milder Meeresluftmassen ins Vorhersagegebiet.
 Von Winter also weiterhin keine Spur.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Insgesamt erweisen sich die drei letzten Läufe als konsistent, der grobe Ablauf hat sich gegenüber den gestrigen Läufen kaum geändert. Je nach Ausgestaltung, Timing und Intensität der für uns wetterbestimmenden Tröge bzw. Frontensysteme gibt es aber kleinere Differenzen, die aber aufgrund des generell eher antizyklonalen Einflusses warntechnisch kaum ins Gewicht fallen und auch nur wenig prognoserelevant sind. So wurde z.B. die Kaltfrontpassage am Samstag in den gestrigen Läufen, vor allem im 00 UTC
-Lauf, noch geringfügig wetterwirksamer simuliert als im aktuellen. Dagegen hat der aktuelle Lauf eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit für steife oder gar stürmische Böen im Nordseeumfeld sowie auf dem Brocken am Sonntag/Nacht zum Montag auf der Agenda.

Vergleich mit anderen globalen Modellen
Ähnlich, wie der gestrige 00 UTC
-Lauf des IFS haben auch GFS und das kanadische GEM-Modell die Passage der schwachen Kaltfront am Samstag/Nacht zum Sonntag etwas wetterwirksamer auf der Agenda als der aktuelle IFS-Lauf und auch als das ICON. Warnrelevante Ereignisse werden dabei aber trotzdem keine erwartet, lediglich im Südosten ist nach GFS ein geringes Potenzial für gefrierenden Regen nicht ganz von der Hand zu weisen. Im Gegensatz zu den anderen Modellen simuliert das GFS am Sonntag, vor allem aber in der Nacht zum Montag eine kräftigere Randtiefentwicklung westlich bzw. nördlich und nordöstlich von Schottland. Mit dem damit einhergehenden schärferen Gradienten über der Nordsee bestünde nach dessen Lesart auch im Bereich der Deutschen Nordseeküste ein erhöhtes Potenzial für stürmische Böen aus Südwest, auf dem Brocken für Sturmböen. Die schwache Frontpassage am Dienstag/Nacht zum Mittwoch wird dagegen vom ICON wetterwirksamer simuliert als von den anderen vorliegenden Modellen. In der erweiterten Mittelfrist ist das GFS etwas zyklonaler aufgestellt als GEM und IFS und tendiert, statt Richtung SWa bzw. Sa, eher Richtung SWz.

Bewertung der Ensemblevorhersagen
Man mag es kaum glauben, dass sich die 51 ENS-Member, der Haupt- und Kontrolllauf im Zeitraum 72 bis 96 Stunden auf die maximale Anzahl von 6 Clustern verteilen. Mit dem oben beschriebenen Trogvorstoß Richtung mittleren Nordatlantik münden natürlich allesamt in das Großwetterlagenregime "NAO positiv", wobei das Vordringen atlantischer Frontensysteme Richtung Mitteleuropa durch von Süd- und Südosteuropa bis nach Mitteleuropa reichendes hohes Geopotenzial mehr oder weniger erfolgreich blockiert wird.
 Am ehesten tendieren noch CL 5 und CL 6 (mit jeweils 6 Membern) zu leicht "zyklonalen" Einschlägen über dem nördlichen Mitteleuropa, ähnlich wie das GFS. Im Zeitraum 120 bis 168 Stunden lassen sich vier Cluster ausmachen, allesamt weiterhin dem Regime "NAO positiv" zugeordnet. Kleinere Differenzen ergeben sich bzgl. der Ausgestaltung des der Orkantiefentwicklung südwestlich von Island vorlaufenden Randtroges über Westeuropa bzw. dem westlichen Mitteleuropa am Dienstag/Mittwoch. Nach Lesart von CL 1 (16 Member, zzgl. Haupt- und Kontrolllauf) und CL 3 (12 Member) wird er westlich von uns blockiert und weist kaum mehr Wetterwirksamkeit auf. CL 2 (13 Member), vor allem aber CL 4 (10 Member) deuten eine etwas nachhaltigere Passage an, ähnlich wie auch das ICON-Modell. In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) sind der Haupt- und Kontrolllauf dem insgesamt eher antizyklonal aufgestellten CL 2 (11 Member) zugeordnet. Auch CL 4 (10 Member) tendiert eher Richtung ruhige Hochdruckrandlage. Noch antizyklonaler präsentiert sich aber CL 5 (7 Member), der sogar im Großwetterlagenregime "Blocking" mündet. CL 1 (12 Member) und CL 3 (11 Member) schwenken dagegen recht eindeutig Richtung West bzw. Südwest zyklonal mit Frontenpassagen und durchaus auch Potenzial für Sturmböen, mindestens an den Küsten und auf den Bergen, einige Member bieten sicherlich auch Sturmoptionen für das Binnenland bzw. die Niederungen. Eines wird aber beim Blick auf die Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur der Einzelmember in den Rauchfahnen einiger über das gesamte Vorhersagegebiet verteilter Gitterpunkte klar: Winteroptionen bietet derzeit bis zum Ende der erweiterten Mittelfrist kein einziges Member. Die kältesten Lösungen liegen bei 850 hPa-Temperaturen um -3/-4 Grad, was maximal für etwas Berglandwinter reichen dürfte, Niederschläge vorausgesetzt. Die Schwankungsbreite steigt allerdings etwa ab Dienstag kommender Woche deutlich an. FAZIT: Zumindest in den kommenden 10 Tagen fehlt vom Winter jede Spur. Zunächst bleibt es bei der Hochdruckrandlage mit für die Jahreszeit zu hohen Temperaturen und maximal schwachen Frontenpassagen, am ehesten noch in der Nordwesthälfte des Landes, während es im Südosten zumindest gebietsweise für Nachtfrost reicht. Für Freunde "gepflegter" Wetteraktion in Form von Stürmen und spürbaren Frontpassagen bestehen dann frühestens ab der zweiten Hälfte der kommenden Woche geringe Chancen auf etwas mehr Bewegung in der Wetterküche.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen Signifikante Wettererscheinungen stehen nach wie vor so gut wie keine auf der Agenda. Mit der Frontpassage in der Nacht zum Sonntag ist nach Lesart des GFS allerdings ein sehr geringes Risiko für gefrierenden Regen im Südosten Bayerns nicht ganz von der Hand zu weisen. Kein anderes Modell zieht allerdings diesbezüglich mit. Ansonsten frischt der Wind vor allem am Sonntag und Montag im Nordwesten Deutschlands aus Südwest auf. Ob es über der Nordsee dann zumindest vorübergehend mal für stürmische Böen und auf dem Brocken für Sturmböen reicht, ist noch unklar. Basis für Mittelfristvorhersage IFS, IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff

Datenbasis : Deutscher Wetterdienst - Text ungekuerzt

Übersicht - Mittelfrist

Die Synoptische Übersicht - Mittelfrist zeigt auf der Grundlage der verschiedenen Modellrechnungen die Einschätzung und Entwicklung des Wetterverlaufs für den  Zeitraum 3. bis 7. Folgetag.
Erläuterungen zum Aufbau des Berichtes sowie die Bedeutung der speziellen Begriffe und Abkürzungen finden Sie hier 
 
     open  Aufbau und Erklärungen